Pestizide aus Südtirol belasten Luft in der Schweiz

umweltMünchen, 02.10.2020: Pestizide aus der Landwirtschaft können sich unkontrolliert über die Luft verbreiten, zum Teil über viele Kilometer hinweg. Mit einer jetzt vom Graubündner Amt für Natur und Umwelt (ANU) veröffentlichten Messreihe aus dem Jahr 2019 konnte das Umweltinstitut München nachweisen, dass Pestizide aus dem Südtiroler Obstbau bis in das angrenzende Schweizer Münstertal verfrachtet werden. Die Untersuchung wurde vom ANU beauftragt, nachdem das Umweltinstitut bereits 2018 in der Südtiroler Obstbauregion Vinschgau Pestizidrückstände in der Luft gemessen hatte.

„Wir konnten im Schweizer Teil des Münstertals Wirkstoffe finden, die dort nicht eingesetzt werden. Die Funde stimmen außerdem zeitlich mit denen überein, die wir im Vinschgau nachgewiesen haben“, erklärt Karl Bär, Referent für Agrarpolitik beim Umweltinstitut und Leiter der Messreihe im Auftrag des ANU. „Wir können also davon ausgehen, dass Pestizide aus dem intensiven Obstanbau in Südtirol über viele Kilometer hinweg bis ins schweizerische Münstertal verfrachtet werden. Unsere Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass die EU bei der Zulassung von Pestiziden unrealistische Annahmen über deren Verbreitung durch die Luft macht,“ so Bär weiter. Bei den Zulassungsverfahren wird häufig angenommen, dass keine oder nur eine vernachlässigbare Verbreitung der Wirkstoffe über die Luft stattfindet. Sogar in acht Kilometer Entfernung zur nächsten Obstplantage konnten aber noch Pestizide aus dem Obstbau gefunden werden.

Die Standorte für die Messungen im Münstertal wurden in unterschiedlicher Entfernung zu den Obstplantagen im Vinschgau gewählt. Der obere und größere Teil des Münstertals liegt in der Schweiz, der tiefer liegende Teil dagegen gehört zur italienischen Provinz Südtirol. Der gesamte Schweizer Teil des Tals ist ein Naturpark, die Biosfera Val Müstair. Etwa 80 Prozent der dort ansässigen landwirtschaftlichen Betriebe arbeiten nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Für die Untersuchung standen im Münstertal von April bis November 2019 an drei Standorten insgesamt sechs Passivsammler.

Mit den Sammlern wurde nach 29 verschiedenen Wirkstoffen gesucht, darunter jene, die das Umweltinstitut 2018 in Südtirol nachweisen konnte. Es wurden außerdem einige für den Getreideanbau typische Wirkstoffe gefunden, die auch im Schweizer Münstertal eingesetzt werden. Insgesamt konnten in den Sammelmedien zehn verschiedene Pestizidwirkstoffe nachgewiesen werden. Darunter waren auch in hohem Maße gesundheitsgefährdende Stoffe wie Captan und Phosmet. Je weiter der Standort vom Südtiroler Teil des Münstertals entfernt lag, desto geringer war die Anzahl der nachweisbaren Pestizide sowie deren Konzentration.

„Auch Maßnahmen zur Minimierung der Abdrift verhindern nicht, dass sich die Mittel durch die Luft verbreiten. Wenn wir vermeiden wollen, dass unsere Umwelt und unsere Gesundheit weiter durch Pestizide gefährdet werden, müssen wir Konsequenzen ziehen: Diese Mittel dürfen nicht mehr eingesetzt werden“, erklärt Bär abschließend.

Auch in Deutschland führte das Umweltinstitut in Zusammenarbeit mit dem Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und dem unabhängigen Umweltbüro „TIEM Integrierte Umweltüberwachung“ Messungen durch: Insgesamt wurde zwischen 2014 und 2019 bundesweit an insgesamt 163 Standorten die Luft auf Pestizidrückstände untersucht. Es zeigte sich auch bei dieser Untersuchung, dass Pestizide über viele Kilometer über die Luft verfrachtet werden. Selbst in Schutzgebieten wie den Nationalparks Bayerischer Wald und Harz wurden noch mehrere Pestizidwirkstoffe nachgewiesen. Die Ergebnisse wurden am Dienstag im Beisein der deutschen Bundesumweltministerin Svenja Schulze veröffentlicht. Schulze bedankte sich für die Studie und betonte, dass sie eine wichtige Wissenslücke über die Verbreitung von Pestiziden über die Luft schließe.

Weitere Informationen

Quelle: www.umweltinstitut.org

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Soziales und Leben in Köln

Einweihung des neuen Sportraums mit Box


KJA Köln   Einweihung des neuen Sportraumes mit Torsten May Bild02Zukunft durch Sport im Porzer Jugendwohnen St. Ursula

Köln, 24.04.2024. Die Sportgeräte und die professionelle Anleitung durch Torsten May ermöglichen den jungen Frauen im Jugendwohnen St. Ursula ein abwechslungsreiches und effektives Training. 

D...


weiterlesen...

DEEP PURPLE kündigt neues Album an


Deep Purple CoverEine der größten Rockbands aller Zeiten veröffentlicht am 19. Juli neues Album „=1“ bei earMUSIC. ‘It all adds up to 1’

Hamburg, 24. April 2024  Deep Purple, eine der größten und einflussreichsten Rockbands aller Zeiten, veröffentlicht am 19. Juli...


weiterlesen...

27.04.2024 Finissage + Artist Talk:


das esszimmerUnter dem Label enclosed space präsentieren die ausstellenden Künstler*innen sowie weitere Kolleg*innen in unregelmäßigen Abständen und in wechselnden Zusammensetzungen Ihre Arbeiten.
Sie alle vereint Ihre (Vor-)Liebe für den umschlossenen Raum, ...


weiterlesen...

Noch 3 Wochen bis zur ANGA COM 2024:


  • csm ANGA COM 2024 9f5665d3deKongressmesse für Breitband, Fernsehen & Online vom 14. bis 16. Mai 2024 in Köln
  • Programm mit mehr als 60 Panels und über 240 Sprecherinnen und Sprechern
  • Komplett kostenfreier Messe- und Kongresstag am Donnerstag, 16. Mai 2024 mit den Schwerpunktt...

  • weiterlesen...

    Diskussion zur Europawahl: Auswirkungen


    bPb LogoPodiumsdiskussion im bpb:medienzentrum Bonn // 7. Mai 2024 um 18 Uhr // Kostenfreie Anmeldung unter www.bpb.de/546885 

    Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb veranstaltet die Podiumsdiskussion "Umwelt unter Druck – Wie ein Rechtsruck bei de...


    weiterlesen...

    17.05.2024 Frau Wu und Andere Im Fort


    IMG 20240311 WA0000Am 17. Mai wird in einem Kölner Fort, dem Fort Paul der Südstadt, gelegen im Volksgarten, eine Gruppenausstellung zu sehen sein, deren besonderes Juwel eine chinesische Künstlerin ist, die vorwiegend mit Wasser arbeitet. Gemeint ist Jiaying Wu, au...


    weiterlesen...
    @2022 lebeART / MC-proMedia
    toTop

    Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.