Die Brücke - ein Projekt der besonderen Art

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Christoph Schaefler ist Medienpädagoge in Köln und wurde mit dem Aufbau der größten Radiowerkstatt (Bürgerfunk – Studio) betraut und ist dem Freien Lokalrundfunk Köln bis heute in verschiedenen Randgruppen – Projekten verbunden.

Seit 1994 betreut Christoph Schaefler als Medienpädagoge Gefangene in der Kölner Justizvollzugsanstalt Ossendorf, mit denen er einmal im Monat eine Stunde lang über Radio Köln zu hören ist. Zu den Radiosendungen gibt es auch das Projekt " die Brücke ".

Bei diesem Projekt geht es um den Erfahrungsaustausch und Diskussion von alltäglichen Problemen inhaftierter Frauen und Männer der JVA Köln und Menschen von " Draußen ".

schaefler Christoph Schaefler lädt hierfür interessierte Personen ein, die nach einer personellen Überprüfung seitens der Justizvollzugsanstalt eine Arbeitsgruppe bilden. Viele sind nach dem ersten Mal so genannte Dauergäste bei Christoph Schaefler.

Einmal im Monat trifft sich " Die Brücke ", um unter anderem gemeinsam Filme zu sehen und diese im Anschluss zu diskutieren. Es geht darum, eventuelle Parallelen zwischen denen im Film gezeigten Personen und Inhalten und den Inhaftierten zu finden, oder auch festzustellen, dass die Realität im Knast doch anders aussieht.

Christoph Schaefler kümmert sich auch nach den Gruppenveranstaltungen um die Inhaftierten, bietet nach der Entlassung Hilfe an, wie z.B. die Suche nach Ausbildungs – und Arbeitsplätzen oder Weiterbildungsmaßnahmen.

imgp1340" Die Brücke " soll sprichwörtlich Grenzen zwischen Inhaftierten und der Arbeitsgruppe auflösen und Vorurteile abbauen.

Magdalena K. ist eine der  inhaftierten Frauen der JVA Köln und konsumiert seit ihrem elften Lebensjahr Drogen, vorzugsweise Heroin. Sie sitzt wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittel – Gesetz, Körperverletzung in Tateinheit mit Raubdelikten, kurz Beschaffungskriminalität und im Fachjargon der Knastis BTMler genannt. Sie muss eine  Haftstrafe von mehreren Jahren verbüßen. Magdalena K. ist Mutter eines kleinen Mädchens, das in einer Pflegefamilie aufwächst. Sie hat ihre Tochter schon lange nicht mehr gesehen und kennt die Pflegefamilie erst gar nicht.

Inzwischen ist Magdalena entlassen und auf die Frage, was sie am ersten Tag nach ihrer Entlassung vorhat, macht sich eine gewisse Art der Bestürzung breit. Magdalena wird von ihrer Dogenberaterin abgeholt und zu einem Arzt gebracht, der sie in ein Ersatzdrogen – Programm einstellen soll.

Danach wird sie sieben Tage bei ihrer Freundin wohnen, bis ihr wegen Drogendelikten ebenfalls inhaftierter Lebensgefährte aus der Haft entlassen wird. Sie freut sich nicht auf ihre Tochter, sondern findet es spannender Drogen auszuprobieren, die sie bis jetzt noch nicht konsumiert hat. Kokain steht dabei ganz oben auf ihrer Wunschliste. Der Kick soll besser als ein Orgasmus sein, sagt sie. Das Geld für den neuen Drogenkonsum hat Magdalena K. im Knast mit kleinen Jobs verdient.

Jetzt stellt sich die Frage nach den wirklichen Schuldigen. Magdalena K.? Unsere Gesellschaft? Oder hat hier mal wieder das System versagt. Was ist mit der viel gelobten Resozialisierung und Betreuung von Inhaftierten in Deutschland.

Magdalena K. scheint  während ihres Knastaufenthalts nicht viel Einsicht bekommen zu haben. Eine Mitinhaftierte meinte, sie müsse noch „einige Runden drehen“, bis sie den Durchblick hat.

Sie hat kalt entzogen, auf eine kompetente Drogenberatung innerhalb der JVA hat sie teilweise lange warten müssen. Ihren Suchtdruck hat sie an Mithäftlingen oder den Justizbeamten ausgelassen. Den Entschluss mit den Drogen aufzuhören, kann man Magdalena K. nicht abnehmen. Ersatzdrogen – Programme mit Polamidon, Methadon oder Subutex helfen nur bei den körperlichen Entzugserscheinungen. Den psychischen Entzug lindern sie nicht.

Klaus, Drogenberater von der Pauke Bonn GmbH, einer gemeinnützigen Beratungsstelle für Drogenabhängige und psychisch Kranken sagt dazu, dass ein Drogi nur selbst den Zeitpunkt erkennen kann und muss, um mit dem Konsum aufzuhören und sich zu ändern. Die Welt um ihn herum macht das nicht für ihn.

Ob Magdalena K. die Kraft hat, aus eigenem Antrieb von den Drogen loszukommen, werden wir nie erfahren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Magdalena K. wieder an der Nadel hängt und der Teufelskreis von vorne beginnt. Dann sitzt sie vielleicht eines Tages wieder in der Arbeitsgruppe " Die Brücke " in der JVA Köln – Ossendorf oder sie ist tot.

Mehr zu diesem Thema mit einem ausführlichen Bericht und einem Porträt über Christoph Schaefler demnächst.

Text und Fotos: Dirk Conrads

Quelle Foto Schaefler: Webseite www.schaefler.de

Infos zu Christoph Schaefler unter: www.schaefler.de und www.flok.de

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