Großer Erfolg für Klima und Demokratie: Deutschland kündigt Ausstieg aus dem Energiecharta-Vertrag an

umweltMünchen/Berlin, 11. November 2022. Nach jahrelangen Protesten von Klimaschützer:innen gegen den Energiecharta-Vertrag (ECT) und zwei Jahren erfolgloser Verhandlungen über dessen Reform kündigt die Bundesregierung nun an: Deutschland wird aus dem Anti-Klima-Abkommen ECT aussteigen.

Konzerne haben den ECT in den vergangenen Jahren für teilweise milliardenschwere Klagen gegen Staaten genutzt, die aus fossilen Energien aussteigen oder höhere Umweltschutzstandards einführen wollten. Alleine in Deutschland schützt der Vertrag fossile Investitionen in Höhe von über 54 Milliarden Euro. Umwelt- und Klimaschutzorganisationen hatten in der Vergangenheit immer wieder darauf gedrängt, den Vertrag zu kündigen, damit die Energiewende nicht ausgebremst wird.

Das Umweltinstitut München konnte kürzlich mit einem Rechtsgutachten nachweisen, dass auch der reformierte ECT gegen geltendes europäisches Recht verstößt. Aufgrund der sogenannten sunset clause schützt der Vertrag ab Kündigung bestehende Investitionen für weitere zwanzig Jahre. Wie das Rechtsgutachten belegt, können europäische Staaten sich aber gegen eine Vollstreckung eventueller Schiedsgerichtsurteile zur Wehr setzen und die Klausel damit unwirksam machen.

Ludwig Essig, Referent für Handelspolitik am Umweltinstitut München kommentiert: “Unsere jahrelange Arbeit hat sich gelohnt: Dass Deutschland aus dem Energiecharta-Vertrag aussteigt, ist ein Fanal für den Klimaschutz und unsere Demokratie. Der Anfang vom Ende für den Investitionsschutz für fossile Energien ist gemacht. Nun müssen sich die ausgestiegenen Staaten in Europa gegen die Vertragsklausel wehren, die noch zwanzig weitere Jahre Investitionsschutz für Fossile garantieren soll. Wir haben mit einem Rechtsgutachten gezeigt, wie das gehen kann. Jetzt heißt es: nicht locker lassen und weiter für eine konsequent soziale und klimagerechte Politik kämpfen. Wir danken allen unseren Unterstützern:innen und Kolleg:innen der anderen NGOs - heute ist ein historischer Tag für den Klimaschutz.”

Die Klimaschützer:innen drängen nun auf den Ausstieg der gesamten EU, denn sie sehen die EU auf ein sowohl politisch als auch juristisch gefährliches Szenario zusteuern: Wenn immer mehr Mitgliedsländer auf der einen Seite aussteigen wollen, aber auf der anderen Seite im Rat für die Reform stimmen, bleibt die EU im ECT Mitglied. Eine vollständige Ratifizierung des reformierten Vertragstextes durch alle EU-Mitgliedsstaaten dauert im besten Fall Jahre und wird im Worst-Case nie passieren. Damit würde die EU selbst im alten ECT gefangen bleiben, obwohl viele Mitgliedstaaten bereits ausgestiegen sind. Allein in der EU, Großbritannien sowie der Schweiz schützt der ECT im Moment fossile Projekte in Höhe von über 344 Milliarden Euro.

"Deutschland hat mit dem Austritt aus dem Energiecharta-Vertrag einen entscheidenden Schritt für den Klimaschutz gemacht", sagt Fabian Flues, Handelsexperte bei PowerShift. "Doch wenn die EU nicht aussteigt, könnten wir noch jahrelang im Vertrag gefangen sein. Deshalb muss die Bundesregierung alles daran setzen, dass auch die EU diesen klimaschädlichen Vertrag verlässt und darf der Reform im Europäischen Rat nicht zustimmen.”

Weitere Informationen:

Weitere Informationen zum ECT: http://www.umweltinstitut.org/fileadmin/Mediapool/Bilder/01_Themen/02_Energie-und-Klima/ECT/How_ECT_reform_could_resurrect_a_climate_monster_GERMAN_VERSION.pdf

Gutachten der Kanzlei Günther im Auftrag des Umweltinstituts: http://www.umweltinstitut.org/fileadmin/Mediapool/Bilder/01_Themen/02_Energie-und-Klima/ECT/Vollstreckung_ECT_-_FINAL-3.PDF

Quelle: www.umweltinstitut.org, Gemeinsame Pressemitteilung von Umweltinstitut München e.V. und PowerShift e.V.

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku in Köln

Masterplan Stadtgrün - Stadtbezirk


Plakat Mülheim ProgrammStadtgrünAm 23. März 2023 wurde der Masterplan Stadtgrün durch den Stadtrat beschlossen. Damit wurde ein strategisches Leitbild für die Sicherung und Entwicklung des gesamten Kölner Grüns - der sogenannten grünen Infrastruktur vorgelegt. (weitere Infos zum...


weiterlesen...

Jubiläumskonzert zum 10-jährigen


TH KölnDas Sinfonieorchester der TH Köln lädt zu seinem 10-jährigen Bestehens am 30. Juni 2024 zu einem Konzert in den Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz Köln (Unter Krahnenbäumen 87, Köln) ein. Das Orchester spielt unter der Leitung von Dirig...


weiterlesen...

Gerhard Richter 48 Porträts -


gerhard richter 48 PorträtsNach einer umfangreichen Restaurierung sind die 48 Porträts, ein Hauptwerk von Gerhard Richter, erstmals seit 2013 wieder im Museum Ludwig präsentiert.
Die 48 Gemälde hatte Richter 1972 für den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig geschaf...


weiterlesen...

ZZ Top im Juli auf „The Elevation“ -


ZZTop PhotoEdit FINAL2 c Blain Clausen(thk) Erstmals seit fünf Jahren gastieren ZZ Top wieder in Deutschland! Die Auftritte werden hierzulande auch eine Live-Premiere für Elwood Francis sein. Er, der Jahrzehnte lang Gitarrentechniker der Band war, hat den im Juli 2021 verstorbenen Dus...


weiterlesen...

Live-Online-Ausbildung zum Übersetzer


dolmetscher schuleÜber ihre Live-Online-Ausbildung zum staatlich geprüften Übersetzer (m/w/d) und über das kompakte Online-Weiterbildungsseminar „Deutsche Rechtssprache“ informiert die Übersetzer- und Dolmetscherschule Köln am Donnerstag, 11. Juli 2024 um 17.30 Uhr...


weiterlesen...

Weltkriegsbombe in Köln-Longerich


Bombe Longerich stadt KoelnFünf-Zentner-Bombe muss noch heute entschärft werden

Bei Sondierungsarbeiten wurde am heutigen Donnerstag, 27. Juni 2024, im Bereich Robert-Perthel-Straße 74 in Köln-Longerich ein Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Es handelt si...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.