Myanmar: Militärbehörden setzen routinemäßig Folter gegen Oppositionelle ein

amnesty logoIn den Gefängnissen und Verhörzentren von Myanmar werden Menschen, die wegen des Widerstands gegen den Militärputsch von 2021 inhaftiert sind, routinemäßig gefoltert und anderer grausamer und erniedrigender Behandlung ausgesetzt. Das ist das Ergebnis eines neuen Berichts von Amnesty International. Der Putsch in Myanmar vor anderthalb Jahren hat den zögerlichen Übergang des Landes zu einer zivilen Regierungsform zunichte gemacht.

BERLIN, 01.08.2022 – Der Bericht „15 Days Felt like 15 Years“ zeigt, welch schlimme Erfahrungen Oppositionelle vom Zeitpunkt ihrer Festnahme über ihre Befragung und Haftzeit bis zu ihrer Freilassung machen mussten. Er entstand auf der Grundlage von 15 Interviews, die im März 2022 mit ehemaligen Häftlingen, Rechtsbeiständen von Gefangenen und Sachverständigen geführt wurden, sowie der Auswertung von über 100 Medienberichten.
 
„Myanmar hat mit seiner abscheulichen und brutalen Behandlung von Gefangenen einen unvorstellbaren Tiefpunkt erreicht. Dies ist Teil einer Strategie, den Willen der Menschen zu brechen, damit sie jeden Widerstand gegen den Militärputsch von 2021 aufgeben“, sagt die internationale Generalsekretärin von Amnesty International, Agnès Callamard.
 
„Erreicht wird jedoch genau das Gegenteil. Die Menschen in Myanmar bleiben ungebrochen, und das auch nach einer Fülle von Menschenrechtsverletzungen, zu denen auch die jüngsten schändlichen und abscheulichen Hinrichtungen von Kyaw Min Yu – auch bekannt als Ko Jimmy – sowie Phyo Zeya Thaw, Hla Myo Aung und Aung Thura Zaw gehören.
 
Das Militär von Myanmar muss sofort Tausende Menschen freilassen, die nur deswegen im Gefängnis sitzen, weil sie ihre Rechte wahrgenommen haben. Der UN-Sicherheitsrat muss den Druck auf das Militär von Myanmar erhöhen, indem er den Internationalen Strafgerichtshof einschaltet, ein globales Waffenembargo und gezielte Sanktionen verhängt.“
 
Tausende verhaftet

Seit dem Putsch vom 1. Februar 2021 hat das Militär in Myanmar nach Angaben der Hilfsorganisation für politische Gefangene (Assistance Association for Political Prisoners, AAPP) mehr als 14.500 Menschen festgenommen und mehr als 2.000 getötet.
 
Die Militärbehörden verstoßen in allen Phasen der Festnahme und Inhaftierung gegen geltendes Recht, angefangen von Festnahmen ohne Haftbefehl und dem Erzwingen von Geständnissen über Folter und andere Misshandlungen bis hin zu Verschwindenlassen, Repressalien gegen Familienangehörige und der Inhaftierung von Gefangenen ohne Kontakt zu Familie oder Rechtsbeiständen.
 
Ein erschreckendes Beispiel hierfür ist die Hinrichtung der vier Männer im Juli, die in unfairen Verfahren von einem Militärgericht zum Tode verurteilt worden waren. Unter ihnen befanden sich auch ein prominenter Demokratieaktivist und ein ehemaliger Parlamentsabgeordneter. Nach mehr als 30 Jahren wurden damit in Myanmar erstmals wieder Hinrichtungen vollstreckt. Der AAPP zufolge befinden sich noch mehr als 70 Personen im Todestrakt, und 41 weitere wurden in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
 
Schläge und Demütigungen
 
Recherchen von Amnesty International haben ergeben, dass Gefängnisbeamt*innen Häftlinge getreten, geschlagen und sogar mit Gewehrkolben oder Stromkabeln traktiert haben.
 
Gefangene berichteten von psychischer Folter in Form von Todes- und Vergewaltigungsdrohungen, um Geständnisse oder Informationen zu Aktivitäten gegen den Militärputsch zu erzwingen. Einer Person wurde ein Paket mit einer Bombenattrappe geschickt.
 
Mehrere ehemalige Häftlinge, die von Amnesty International befragt wurden, hatten Verletzungen bei anderen Gefangenen gesehen, darunter blutende Wunden, gebrochene Gliedmaßen und Schwellungen im Gesicht.
 
Die Hafteinrichtungen sind überfüllt. So berichtete eine Person, sie sei zusammen mit 50 Menschen in einer Zelle untergebracht gewesen, die für zehn Personen bestimmt war. Häftlinge fanden zudem Insekten und Würmer in ihrem Essen.
 
Die Vernehmungsbeamt*innen begingen auch Sexual- und geschlechtsspezifische Straftaten. So wurden LGBTI an intimen Körperstellen untersucht, um „zu prüfen, ob sie männlich oder weiblich sind“, wie ein Häftling berichtete. Demütigende und invasive Leibesvisitationen können den Tatbestand von Folter oder anderer Misshandlung erfüllen, insbesondere bei transgeschlechtlichen Gefangenen.

Quelle: www.amnesty.de

­

­

­

­

In den Gefängnissen und Verhörzentren von Myanmar werden Menschen, die wegen des Widerstands gegen den Militärputsch von 2021 inhaftiert sind, routinemäßig gefoltert und anderer grausamer und erniedrigender Behandlung ausgesetzt. Das ist das Ergebnis eines neuen Berichts von Amnesty International. Der Putsch in Myanmar vor anderthalb Jahren hat den zögerlichen Übergang des Landes zu einer zivilen Regierungsform zunichte gemacht.

­

­

­

­

­

­

­

­

BERLIN, 01.08.2022 – Der Bericht „15 Days Felt like 15 Years“ zeigt, welch schlimme Erfahrungen Oppositionelle vom Zeitpunkt ihrer Festnahme über ihre Befragung und Haftzeit bis zu ihrer Freilassung machen mussten. Er entstand auf der Grundlage von 15 Interviews, die im März 2022 mit ehemaligen Häftlingen, Rechtsbeiständen von Gefangenen und Sachverständigen geführt wurden, sowie der Auswertung von über 100 Medienberichten.
 
„Myanmar hat mit seiner abscheulichen und brutalen Behandlung von Gefangenen einen unvorstellbaren Tiefpunkt erreicht. Dies ist Teil einer Strategie, den Willen der Menschen zu brechen, damit sie jeden Widerstand gegen den Militärputsch von 2021 aufgeben“, sagt die internationale Generalsekretärin von Amnesty International, Agnès Callamard.
 
„Erreicht wird jedoch genau das Gegenteil. Die Menschen in Myanmar bleiben ungebrochen, und das auch nach einer Fülle von Menschenrechtsverletzungen, zu denen auch die jüngsten schändlichen und abscheulichen Hinrichtungen von Kyaw Min Yu – auch bekannt als Ko Jimmy – sowie Phyo Zeya Thaw, Hla Myo Aung und Aung Thura Zaw gehören.
 
Das Militär von Myanmar muss sofort Tausende Menschen freilassen, die nur deswegen im Gefängnis sitzen, weil sie ihre Rechte wahrgenommen haben. Der UN-Sicherheitsrat muss den Druck auf das Militär von Myanmar erhöhen, indem er den Internationalen Strafgerichtshof einschaltet, ein globales Waffenembargo und gezielte Sanktionen verhängt.“
 
Tausende verhaftet

Seit dem Putsch vom 1. Februar 2021 hat das Militär in Myanmar nach Angaben der Hilfsorganisation für politische Gefangene (Assistance Association for Political Prisoners, AAPP) mehr als 14.500 Menschen festgenommen und mehr als 2.000 getötet.
 
Die Militärbehörden verstoßen in allen Phasen der Festnahme und Inhaftierung gegen geltendes Recht, angefangen von Festnahmen ohne Haftbefehl und dem Erzwingen von Geständnissen über Folter und andere Misshandlungen bis hin zu Verschwindenlassen, Repressalien gegen Familienangehörige und der Inhaftierung von Gefangenen ohne Kontakt zu Familie oder Rechtsbeiständen.
 
Ein erschreckendes Beispiel hierfür ist die Hinrichtung der vier Männer im Juli, die in unfairen Verfahren von einem Militärgericht zum Tode verurteilt worden waren. Unter ihnen befanden sich auch ein prominenter Demokratieaktivist und ein ehemaliger Parlamentsabgeordneter. Nach mehr als 30 Jahren wurden damit in Myanmar erstmals wieder Hinrichtungen vollstreckt. Der AAPP zufolge befinden sich noch mehr als 70 Personen im Todestrakt, und 41 weitere wurden in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
 
Schläge und Demütigungen
 
Recherchen von Amnesty International haben ergeben, dass Gefängnisbeamt*innen Häftlinge getreten, geschlagen und sogar mit Gewehrkolben oder Stromkabeln traktiert haben.
 
Gefangene berichteten von psychischer Folter in Form von Todes- und Vergewaltigungsdrohungen, um Geständnisse oder Informationen zu Aktivitäten gegen den Militärputsch zu erzwingen. Einer Person wurde ein Paket mit einer Bombenattrappe geschickt.
 
Mehrere ehemalige Häftlinge, die von Amnesty International befragt wurden, hatten Verletzungen bei anderen Gefangenen gesehen, darunter blutende Wunden, gebrochene Gliedmaßen und Schwellungen im Gesicht.
 
Die Hafteinrichtungen sind überfüllt. So berichtete eine Person, sie sei zusammen mit 50 Menschen in einer Zelle untergebracht gewesen, die für zehn Personen bestimmt war. Häftlinge fanden zudem Insekten und Würmer in ihrem Essen.
 
Die Vernehmungsbeamt*innen begingen auch Sexual- und geschlechtsspezifische Straftaten. So wurden LGBTI an intimen Körperstellen untersucht, um „zu prüfen, ob sie männlich oder weiblich sind“, wie ein Häftling berichtete. Demütigende und invasive Leibesvisitationen können den Tatbestand von Folter oder anderer Misshandlung erfüllen, insbesondere bei transgeschlechtlichen Gefangenen.


Wir freuen uns, wenn Sie uns in Ihrer Berichterstattung taggen: @amnesty_de (Twitter) und @amnestydeutschland (Instagram).

Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle

­

­

­

­

­

­

­

­

Bitte beachten Sie die Sperrfrist: Dienstag, 02.08.2022, 02.01 Uhr MEZ – Frei für Dienstagsausgaben

­

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Kunst und Kultur

Kabinettausstellung: Vom Wert der


vom wert der wahrnehmungVom Wert der Wahrnehmung
Arbeiten von Kurt Wagner (Schüler von Oskar Holweck), Marga Wagner und Anna C. Wagner
Kabinettausstellung 10.05. - 23.06.2024

Kurt Wagner (1936–2009)
Seit den frühen 1960er-Jahren galt das künstlerische Interesse des Fotogra...


weiterlesen...

Erstmals Jazz 'n' Brunch im Wiessgarten


240618 Jazz im Wiessgarten MaybachKöln, 18. Juni 2024 – In Zusammenarbeit mit der Kölner Hochschule für Musik und Tanz gibt es erstmals einen Jazzbrunch im Wiessgarten des Maybachs. Am 23. Juni spielt das Merle Böwering Trio.

Schon mit 17 Jahren nahm die talentierte Musikerin am K...


weiterlesen...

Bund fördert Ausbau des "GrünZug Nippes"


stadt Koeln LogoStadt Köln erhält sechs Millionen Euro für ökologische und klimatische Aufwertung

Der geplante Ausbau des "GrünZug Nippes" wird mit sechs Millionen Euro vom Bund unterstützt. Die Mittel stammen aus dem Förderprogramm "Anpassung urbaner Räume an de...


weiterlesen...

Masterplan Stadtgrün - Stadtbezirk


Plakat Mülheim ProgrammStadtgrünAm 23. März 2023 wurde der Masterplan Stadtgrün durch den Stadtrat beschlossen. Damit wurde ein strategisches Leitbild für die Sicherung und Entwicklung des gesamten Kölner Grüns - der sogenannten grünen Infrastruktur vorgelegt. (weitere Infos zum...


weiterlesen...

Kölner Arbeits- und Recherchestipendien


stadt Koeln LogoKünstlerische Vorhaben von 13 Künstler*innen und zwei Kurator*innen erhalten

Im Mai fand die Jurysitzung zur Vergabe der altersunabhängigen Recherche- und Arbeitsstipendien im Bereich "Bildende Kunst" 2024 statt. Diese Stipendien ermöglichen es pr...


weiterlesen...

Neuer Preis für junge Theaterautoren -


deutscher bund volksbuehneKöln, 11. Juni 2024. Um Nachwuchsautoren im deutschsprachigen Raum umfassend und praxisnah beim Start ins Berufsleben zu unterstützen, vergibt der Bund Deutscher Volksbühnen (BDV) erstmals den „Volksbühnenpreis für Theaterliteratur“. Er richtet si...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop