Interview mit der Künstlerin Ewa Salwinski über ihre Skulpturengruppe „Engel“

Ewa_PORTRET_grauEwa Salwinski hat Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste in Krakau studiert. Seit 1989 lebt und arbeitet die Künstlerin in Köln. Ein besonderes Projekt in ihrem Schaffen ist eine Skulpturengruppe, in der sie Engel darstellt.
Weit weg von der herkömmlichen Darstellung, zeigt uns Ewa Salwinski in den Skulpturen eine tiefgründige und vielschichtige Sichtweise auf Engel. Sie scheinen der Realität näher zu kommen. Wir haben mit der Künstlerin über die Skulpturen gesprochen und einiges überraschendes über das Thema erfahren.

Hallo Ewa. Wie sind die Engelsskulpturen entstanden?

Diese Idee tauchte parallel zu Menschenzügen auf, die ich in Bildern und Reliefs gestaltet habe. Am Anfang habe ich mich dagegen gewehrt. Warum Engel? Das ist so ein Thema, das ist ein bisschen heikel. Man kennt Engel in der Regel als diese fröhlichen Fotos, die überall in den Kiosken hängen. Einige Zeit habe ich das ignoriert. Ich dachte mir aber dann, ok wenn das Thema so präsent ist, dann sollte ich das aufgreifen und bearbeiten. Auf diese Weise habe ich angefangen mich damit zu befassen.

Was hast du in deine Überlegungen mit hinein gezogen?

Was sind Engel? Was sind Engel für mich? Was sind Engel historisch gesehen? Welche gibt es? Für mich sind Engel Lichtgestalten. Sie sind Boten vom Jenseits. Ich habe in der Literatur gelesen, dass eigentlich dieser Archetyp des Engels in uns kodiert ist. Ich habe erfahren, dass es unser schizophrenes Bewusstsein ist, dass wir Engel und Mensch in uns vereinen. Ich habe lange nach einer Form gesucht. Bisher hat kein Mensch einen Engel gesehen und doch können wir darüber reden. So bin ich zu meiner Skulpturengruppe gekommen.

Wie hast du deine Erkenntnisse schließlich praktisch umgesetzt?

Meine Engelskulpturen haben keine Füße. Damit drücke ich aus, dass sie in unserem Bewusstsein existieren. Also schweben sie. Es sind Lichtgestalten. Daher habe ich erst an Metall gedacht, habe mich schließlich für eine metallartige Oberfläche in Form von Aluminiumblättern entschieden, um die Lichtreflexe aufzufangen. Die Engel sind androgyne Gestalten. Ich wollte sie nicht homogen gestalten, daher sind sie sich ähnlich und doch ist jede Gestalt anders.

Für ihre Flügel hast du Plexiglasschalen gewählt. Warum?

Das war für mich ein formales Problem. Flügel waren mir zu naiv, zu gegenständlich. Ich brauchte aber etwas Leichteres. Ich wollte nicht, dass die Flügel die Form verdecken. Dann bin ich auf die Form der Nische gekommen. Die Nische ist wieder ein Ort des Sacrums, ein Schutzort. Dies fand ich richtig und die Transparenz bleibt erhalten. Die Flügel sind durch das Glas da und sind nicht da. So sind auch die Engel. Sie sind da und auch wieder nicht. Sie wurden für die Präsentation im Freien befestigt und können sich drehen.

Du hast die Engel für eine Ausstellung für das Zentrum für Interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld geschaffen. Obwohl der Professor zu Beginn skeptisch war, gefielen den Wissenschaftlern die Arbeiten. Wie erklärst du dir das?

Die Idee der Ausstellung war Zeitskulpturen aufzustellen. Künstler konnten ein Jahr lang etwas auf einer Rampe vor dem Gebäude installieren. Als ich diesen Ort besucht habe, habe ich gedacht jetzt ist es Zeit, meine Engelsskulpturen entstehen zu lassen. Gerade die Wissenschaftler, die so nüchtern sind, die waren begeistert. Das ist für mich ein Beweis dafür, dass der Mensch ein bisschen mehr braucht, als die pure Realität.

Du zeigst die Skulpturen auf weiteren Präsentationen. Während einer Ausstellung wurden zwei deiner Engelskulpturen gestohlen. Hast du sie wiederbekommen?

Ja, aber es dauerte lange und ich habe keine Entschädigung bekommen. Die Skulpturen standen in einer herrlichen Kirchenruine, in Bernburg in der Nähe von Halle / Saale. Die Ruine befand sich auf dem Gelände der Fachhochschule Anhalt. Wir suchten über die Staatsanwaltschaft vier Jahre lang. Letztendlich landete die Angelegenheit, 2006 bei Kripo live im Fernsehen. Einen Tag nach der Ausstrahlung, standen die beiden Figuren am Straßenrand. Sie sind allerdings beschädigt. Ich sitze auf meinen Kosten. Das waren sehr schöne Figuren. Zumindest habe ich sie zurück.

Vielen Dank!

Ilka Baum


Eine Auswahl der Engelsskulpturen und weitere Arbeiten von Ewa Salwinski, können Sie im Rahmen der Ausstellung „Gedankenpaar“ in der Zeit vom 17.09.2011 bis zum 22.10.2011 in der Galerie-Graf-Adolf betrachten. Die Künstlerin zeigt hier gemeinsam mit Manfred Schüler ihre Werke.

Ausstellungsinformation zur Ausstellung Gedankenpaar in der Galerie-Graf-Adolf

Galerie-Graf-Adolf

Graf-Adolf-Str. 18-20

51065 Köln

www.galerie-graf-adolf.de

 

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