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Russische Avantgarde im Museum Ludwig – Original und FälschungSunday, 08. November 202010:00-18:00 Uhr |
Immer mehr Museen öffnen sich nach langer Tabuisierung für einen transparenten Umgang mit Fälschungen, tauschen Erkenntnisse aus und entscheiden sich – falls notwendig – , Werke aus der Sammlung abzuschreiben. Mit einer Studioausstellung zur Russischen Avantgarde stellt sich das Museum Ludwig den Fragen nach Authentizität in seiner Sammlung.
Die Russische Avantgarde bildet dank Peter und Irene Ludwig – neben Pop Art und Picasso – einen Sammlungsschwerpunkt des Museums: Sie umfasst 600 Arbeiten aus der Zeit von 1905 bis 1930, darunter rund 100 Gemälde.
Aus unterschiedlichen Gründen gelangten immer wieder Werke fraglicher Autorschaft in private und institutionelle Sammlungen. Arbeiten von Künstler*innen der Russischen Avantgarde wurden – zum Beispiel aufgrund ihrer verzögerten Rezeption nach dem Stalinismus – besonders häufig gefälscht. Noch in jüngster Zeit wurden Bilder aus dieser Epoche in Museen präsentiert, die sich als Fälschungen herausstellten. Auch das Museum Ludwig ist betroffen und untersucht derzeit mithilfe internationaler Wissenschaftler*innen systematisch seinen Bestand an Gemälden. Diese Forschungen bilden einen wichtigen Beitrag im internationalen Diskurs zur Russischen Avantgarde. Ein Ziel ist es, Falschzuschreibungen in der Sammlung des Museums zu identifizieren und kenntlich zu machen.
Die Ausstellung präsentiert erste Ergebnisse. Anhand von rund 30 Werken von Natalja Gontscharowa, Kliment Redko, Nikolai Suetin, Nina Kogan, El Lissitzky und weiteren Künstler*innen werden kunsthistorische und technologische Methoden vorgestellt, die künstlerische Handschriften oder auch Falschzuschreibungen erkennbar machen. Neben Bildern aus der eigenen Sammlung werden einige ausgewählte Leihgaben aus dem Museum Thyssen-Bornemisza in Madrid und dem MOMus in Thessaloniki, das die berühmte Costakis Sammlung beherbergt, zu sehen sein. Durch diese freundlichen Leihgaben, alle Originale, können in bislang einzigartiger Weise fragliche Werke im direkten Vergleich mit ihren Vorbildern betrachtet werden.
Anhand prägnanter Beispiele können die Besucher*innen hinter die Kulissen schauen und sich selbst ein Bild von Provenienzrecherche und verschiedenen Untersuchungstechniken machen wie Infrarot- und Röntgenbildern, Gewebeuntersuchungen und Materialanalysen. Bestimmte Pigmentnachweise, wie etwa Titanweiß dienen als Marker, mit denen die vorgegebene Datierung eines Gemäldes überprüft werden kann. Die Ausstellung präsentiert unterschiedliche Perspektiven von Forscher*innen aus der Restaurierung, Kunsttechnologie, Rechts- und Kunstwissenschaft auf die Frage nach der Authentizität eines Kunstwerks und möglicher Folgen.
Ein Film der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Juliane Duft und des Filmemachers Constantin Lieb (Produktion artbeats.de) gibt Einblick in die umfangreichen Untersuchungen, deren Ergebnisse in der Ausstellung präsentiert werden.
Von den 100 Gemälden in der Sammlung Russischer Avantgarde im Museum Ludwig ist die Hälfte kunsthistorisch und kunsttechnologisch untersucht, die meisten von Dr. Maria Kokkori, Kunsthistorikerin und Kunsttechnologin am Art Institute of Chicago und Spezialistin im Bereich der Russischen Avantgarde in Zusammenarbeit mit der Gemälderestauratorin des Museum Ludwig, Petra Mandt. 14 Gemälde von Michail Larionow und Natalia Gontscharowa waren für eine Grundlagen-Untersuchung des Russian Avant-garde Research Project ausgewählt, die mit Dr. Jilleen Nadolny vom Art Analysis Research Institute in London durchgeführt wurde.
Die Untersuchungen der Gemälde wurden großzügig von der Peter und Irene Ludwig Stiftung sowie dem Russian Avant-garde Research Project unterstützt; zusätzliche Mittel kamen von der Gerda Henkel Stiftung und der ZEIT-Stiftung. Die Ausstellung, der Katalog und das begleitende Symposium werden ebenfalls gefördert von der Peter und Irene Ludwig Stiftung und dem Russian Avant-garde Research Project sowie von der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Beatrix Lichtken Stiftung, den Freunden des Wallraf-Richartz-Museum und Museum Ludwig und der Fritz Thyssen Stiftung.
Ein Katalog und ein internationales Symposium am 6./7. November 2020 sind in Vorbereitung.
Kuratorinnen: Rita Kersting und Petra Mandt
Web und Social Media
Zur Ausstellung kommuniziert das Museum Ludwig auf seinen Social-Media-Kanälen mit dem Hashtag #originalundfaelschung
Facebook/Instagram/Twitter/Vimeo: @MuseumLudwig – www.museum-ludwig.de
Russische Avantgarde im Museum Ludwig – Original und Fälschung
Fragen, Untersuchungen, Erklärungen
26.09.2020–03.01.2021
Öffnungszeiten:
Dienstag 10:00–18:00
Mittwoch 10:00–18:00
Donnerstag 10:00–18:00
Freitag 10:00–18:00
Samstag 10:00–18:00
Sonntag 10:00–18:00
Montag Geschlossen
Eröffnung live auf Instagram @museumludwig:Freitag, 25.9.2020, 19 Uhr
Museum LudwigHeinrich-Böll-Platz
50667 Köln Deutschland |
Das Museum Ludwig ist das Museum der Stadt Köln für die Kunst des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts.