Ausstellung „Scheinbare Welt - Dilberay Köle“Sonntag, 22. Mai 2016 |
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Dilberay Köles Bilder leben. Sie leben, obwohl keine Lebenden Wesen auf ihnen zu finden sind. Sie leben dennoch: auf eine ihnen ganz eigene Weise. Denn „die sichtbare Welt ist ... immer nur Material“. Was auf den ersten Blick realistisch zu sein scheint, entpuppt sich als Interpretation von Farben und Objekten. Solche Interpretation bringt das Leben in zunächst entkernte Szenen, deren Essenz Dilberay Köle in ihren Arbeiten zum Ausdruck bringt. Beginnen wir mit dem Blickwinkel. Möglicherweise könnte der spontane Eindruck des Betrachters suggerieren, dem Gemalten läge eine Fotografie zugrunde. Doch Dilberay Köle nutzt kein fotografiertes Material. Es ist ihre Fähigkeit die wahrgenommene Welt in Szenen zu sehen, segmentiert wie im Blick durch den Sucher einer Kamera, welcher den abgebildeten Ausschnitt, Proportionen und Gewichte statuiert. In dieser Art des Sehens werden sogar Veränderungen aufgenommen, wie sie sich beim Wechsel zwischen verschiedenen Brennweiten zeigen. So kann in einer Szene die perspektivische Verdichtung eines gedachten Teleobjektivs die Bildkomposition prägen, während in einer anderen Szene Weitwinkel-typische Verkrümmungen dem Bild ihren Stempel aufdrücken. Doch im Unterschied zur Arbeit mit einer Kamera erlaubt es Dilberay Köles Blick für Bildkomposition, das Gesehene zu konzentrieren, Bildelemente durch formale und farbliche Akzentuierung zum Anker für das Auge des Betrachters werden zu lassen, zu einem Ruhepunkt, um den herum die vibrierende Dynamik subtil, aber intensiv wirbelnder Modulationen die Energien des Gesehenen zum Erleben hin transzendiert. So erblühen Objekte in Dilberay Köles Bildern in der Befreiung des Gemalten von der Abbildung zum einem seiner äußeren Funktion entkleidetem Träger von wirkender Wirklichkeit. Der Weg zu ihren teils großformatigen Werken führt über verschiedene Vorstufen: Auf einem Skizzenblock hält Dilberay Köle die erste Idee als Kohlezeichnung fest. Form, Akzente, Räume, Licht-Schatten-Beziehung kommen in diesen kraftvollen Skizzen bereits prägnant zum Ausdruck. Im zweiten Schritt notiert sie in einer ebenfalls kleinformatigen Farbskizze Lichtstimmung und Grundfarbigkeit. Eine Kamera benutzt sie für hierzu lediglich in wenigen Sonderfällen, wenn es die Zeit nicht erlaubt, einen Lichtcharakter malerisch festzuhalten. Sie würde das Motiv zu einer Abbildung verdinglichen. Ohne technische Hilfsmittel überträgt die Künstlerin dann im Atelier das Skizzierte auf die große Leinwand. In ihrer Farbwahl geht sie dabei zunächst von einer stark reduzierten Basispalette aus, in der sie jedem der bildbestimmenden Grundtöne nur wenige Helligkeitsvarianten zuordnet. Diese teils durch gebrochene Konturelemente gegliederte klare Flächigkeit wird beim Wachstum des Bildes mehr und mehr überspielt durch eine Fühle sehr nah verwandter Varianten des Grundfarbgerüstes, die im engmaschigen Geflecht dichter Pinselstrichgewebe das Gemalte pulsieren lassen. Die Pinselführung auf dieser Detailebene entfaltet sich frei von Grenzen der einstmals impulsgebenden Objekte, führt sogar über die Grenze des Tafelbildes hinaus. Es ist eine Auraschicht, die das Bild in Dimensionen jenseits der Sichtbarkeit führt. Die Künstlerin benennt in ihrer Masterarbeit Anliegen ihres malerischen Vorgehens: „Wie viele andere Künstler helfen mir die Eindrücke der Welt bei meiner Arbeit. Im Grunde zieht es mich zu den Eindrücken. Wir alle wissen, was Dinge und Sachen sind, ihre Formen, ihre Funktionen und Aufgaben. Ich nehme Teile von diesen Dingen und biete sie dem Beobachter. Aber diese Sachen leben auf meiner Leinwand mit ihrer Art, Form, Farbe und Kälte oder Wärme in einem anderen Bereich weiter.“ Sie reflektiert die Themen Dasein, Schönheit, Wahrheit in ihren Beziehungen zueinander, stellt sich in ihrer Malerei der Fragestellung: „Ich nähere mich mit meinem Körper dem Sichtbaren und berühre es. Aber man kann nicht wissen, wie ein Geist ein Bild produzieren würde.“ Dilberay Köle erlaubt sich beim Malen, die Materialisierung philosophischen Hinterfragens mit Pinselführung und Farbe wie gechannelt umzusetzen: Sie gibt sich einem Zustand des im Fluss Seins hin, der ihr in einem ganzheitlichen Verstehen in jedem Moment des schöpferischen Prozesses die Verbindung von wie gescribbelt aufbrechenden Details zur Großkomposition vorbewusst aufzeigt und die Hand führt. Zum Verstehen ihrer Wahrheit, die uns die Künstlerin uns in ihren Gemälden schenkt. ©2016 Text: Klaus Damm Vernissage: 07.05.2016 um 19:00 Uhr Ausstellungsdauer: 07.05.2016 – 01.06.2016 Geöffnet: |
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Ort Galerie DISPLAYHöningerweg 218 b |
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