Köln, 6.6.2025 Lange waren sie in Deutschland fast in Vergessenheit geraten, aber trotzdem nicht verschwunden: Die „Religiöse Gesellschaft der Freunde“, genannt „Quäker“. Vor etwas über 100 Jahren war das anders! Da waren sie in aller Munde – ganz wörtlich: Mit ihren Spendenaktionen, den „Quäkerspeisungen“, sorgten sie in den Hungerzeiten nach den beiden Weltkriegen an vielen Schulen für die einzige warme Mahlzeit des Tages und retteten dadurch Tausende Kinder vor ernsthafter Unterernährung. Die Mittel dafür kamen von den Quäkern in den USA, die dort eifrig für Spenden warben. Nach ersten negativen Schlagzeilen („Feeding the Enemy!!“) brauchten sie nicht lange, um die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass das nicht mehr Feinde waren, sondern hungernde Kinder.
Die Quäker bauten auch nach dem Zweiten Weltkrieg in mehreren Städten Nachbarschaftsheime auf, wie das in Köln Ehrenfeld.
Menschen in Not zu helfen war für die Quäker aber nie das einzige Ziel. 1947 erhielten die Quäker weltweit für ihren friedensstiftenden und sozialen Einsatz den Friedensnobelpreis.
Viele Empfängerinnen und Empfänger dieser Speisungen fragten sich damals: Welcher Glaube steht hinter diesem Einsatz? Sie besuchten die Andachten der Quäker-Helfer und einige von ihnen traten schließlich selbst der Gemeinschaft der Quäker bei. 1925 wurde die Deutsche Jahresversammlung der Religiösen Gesellschaft der Freunde offiziell gegründet. Während der erneuten Hilfsaktionen nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs sie weiter. Dass die Quäker heute nicht bekannter sind, liegt daran, nicht missionieren zu wollen: Wer zu den Quäkern findet, soll das aus völlig freiem, eigenem Willen tun!
Was ist das Besondere an den Quäkern? Sie legen wenig Wert auf feste Glaubenssätze. Für sie ist es wichtiger, die Religiosität in den Alltag einzubinden. Sie eint die Gewissheit, dass jedem Menschen, egal welchen Glaubens oder welcher Herkunft, ein göttlicher Funke innewohnt, welchen sie als „inneres Licht“ bezeichnen. Diesem spüren sie in sich und allen Menschen, denen sie begegnen, nach. Ihre Andachten bestehen aus schweigender Innerlichkeit, um sich den Regungen des Lichtes zu öffnen, und gelegentlich entstehen aus dieser Stille neue Gedanken oder Impulse, welche dann zur Sprache kommen können und unter Umständen zu Taten führen: Manchmal waren das Impulse, welche sich stark auf das Leben der ganzen Gesellschaft auswirken konnten, etwa der Einsatz gegen die Sklavenhaltung in Nordamerika, das Wahlrecht für Frauen, oder eben, wie oben beschrieben, das Anstoßen von Hilfsprogrammen und Versöhnungsprogrammen nach den Weltkriegen, als andere noch in ihren Feindbildern verfangen waren. Heute sind es Friedensaktionen im gegenwärtigen Kontext, Aktivitäten für Klimagerechtigkeit und Seenotrettung für Flüchtende.
Wie in allen größeren Städten Deutschlands gibt es auch in Köln eine kleine aktive Gemeinschaft, die sich regelmäßig zur Andacht und zum Austausch trifft und die dieses Jahr das 100jährige Jubiläum der „Deutschen Jahresversammlung“ zum Anlass nimmt, das Quäkertum und seine Geschichte als Teil unserer Gesellschaft bekannter zu machen.
Folgende Veranstaltung ist für 2025 geplant:
am 28. Juni von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr nehmen wir teil
am Sommerfest im Quäker Nachbarschaftheim ,
Kreutzerstrasse 5-9- in Köln Ehrenfeld
Wir bieten Informationen sowie die Teilnahme an einer kurzen Andacht
www.quaeker.org