Intverview mit Eneida Perez de Lücke - Jeder kann Buddha werden
„Das wesentliche aller Lehren ist, dass man lernt seinen Geist zu beherrschen.“
(aus „Die letzte Lehre des Buddha“)
Für Eneida Perez de Lücke stehen die bildende Kunst, das Schachspiel und der Buddhismus gleichwertig im Zentrum ihres Lebens. Ihre Werke sind geprägt von intensiven Farben, die klar und logisch strukturiert sind.
Sie wurde am 5. Januar 1965 in Santo Domingo (Dominikanische Republik) geboren. Ihre künstlerische Ausbildung begann 1981-1982 in der Kunstschule Orosco. Später absolvierte sie von 1982-1987 ein Kunststudium an der Nationalen Akademie der Schönen Künste und studierte drei Jahre lang Architektur an der Autonomen Universität zu Santo Domingo. Die Künstlerin war mehrfache nationale Meisterin im Schach und vertrat die Dominikanische Republik bei Schacholympiaden im Zeitraum von 1984-1990. Von 1989 – 1992 lebte sie in Frankreich und beschäftigte sich dort neben der Malerei zusätzlich mit der Bildhauerei und der Arbeit mit Keramik. Sie erlangte die französische Staatangehörigkeit und gewann auch dort 1992 die Nationale Meisterschaft im Schach. Seit 1996 lebt die Künstlerin mit ihrem Mann in Köln. Auch hier macht sie zahlreiche Ausstellungen und ist weiterhin aktive Schachspielerin. In diesem Jahr nimmt Sie an Weltmeisterschaften in Bonn als Vertreterin der Dominikanischen Republik teil. Vor Ihrere Ausstellung in der Galerie-Graf-Adolf in Köl-Mülheim hatten wir die Gelegenheit mit Eneida Perez de Lücke ein Interview zu führen.
Hallo Liebe Eneida. Wie bist du zur Kunst und zum Schach gekommen?
Mein Vater besaß viele Kunstbücher, als Kind bewunderte ich die Werke, die dort abgebildet waren und hatte somit früh Kontakt mit diesem Bereich des Lebens. In meiner Jugend besuchte ich eine besondere Schule in meiner Heimat. Dies war eine Privatschule, an der Schach, Kunst und Musik gelehrt wurde. Hier begann ich künstlerisch aktiv zu werden und lernte Schach spielen.
Also stehen für dich beide Bereiche in Verbindung?
Nein. Ich habe mich diesen zwei Themen intensiv gewidmet, aber immer getrennt voneinander. So spielte ich für eine Weile viel Schach und ein anderes Mal, malte ich wiederum vermehrt. Erst seit etwa vier Jahren habe ich eine Einheit durch den Buddhismus gefunden. Seitdem male ich Schach- und buddhistische Motive.
Wie hast du zum Buddhismus gefunden?
Ich hatte immer schon Interesse an der buddhistischen Philosophie und reiste mehrere Male nach Indien. Ich war auf der Suche. Ich wurde katholisch erzogen, aber ich hatte das Gefühl, dass viele Fragen, die ich mir stellte offen blieben. In Buddhas Lehre habe ich ein zu Hause gefunden. Hier finde ich die Antworten, die mir fehlten. Eigentlich sehe ich keinen Unterschied zwischen den Religionen und ihren Lehren. Nachdem ich zum Buddhismus gefunden habe, verstand ich die Lehre von Jesus viel besser. Die Grundaussagen gleichen sich. Leider sehen das viele Menschen anders.
Die buddhistischen Werke, die ich geschaffen habe, sind ursprünglich für meine Wohnung entstanden, um mich dabei in jedem Moment an Buddhas Lehre zu erinnern. So habe ich in meiner Küche einen kleinen Zen-Garten aus Steinen oder in anderen Zimmern hängen von mir gemalte Buddhas in verschiedenen Variationen.
Du hast in drei verschiedenen Ländern gelebt. Wie ist es dazu gekommen?
Ich wuchs in der Dominikanischen Republik auf. Dort habe ich Kunst und Architektur studiert und nebenbei Schach gespielt. Ich war vier mal dominikanische Meisterin im Schach und habe an mehreren Schacholympiaden teilgenommen. Dadurch bekam ich 1988 einen Vertrag bei einem französischen Verein. Ich wurde zu einer der besten Schachspielerinnen in Frankreich und wurde in die Nationalmannschaft aufgenommen, nachdem ich die französische Staatsangehörigkeit angenommen hatte.
Bei einem Turnier lernte ich dann meinen Mann, der deutscher Meister im Schach war, kennen und zog später nach Köln, wo wir zusammen leben. Hier in Deutschland habe ich viel gelernt. So war es für mich eine sehr wichtige spirituelle Erfahrung, dass die Menschen sagen, was sie denken und es dann auch tun. In meiner Heimat ist es oft anders. Man sagt etwas, denkt etwas anderes und tut etwas ganz anderes.(lächelt)
Welchen Stellenwert hat die Kunst für dich, kannst du davon leben?
Ich möchte einen ganzheitlichen und wahrhaftigen Reichtum erlangen, der weit über das materielle hinaus geht. Daher merke ich, dass ich immer weniger zum Leben brauche. Also kann ich sagen, dass ich gut von meiner Kunst leben kann.
Was ist Inhalt deiner künstlerischen Arbeit?
Ich schaffe großformatige Gemälde. Meist arbeite ich mit Acryl auf Leinwand. Meine Farben sind sehr intensiv und kraftvoll. Das kommt wohl daher, dass es in meiner Heimat keine Zwischentöne in den Farben gibt. Alles ist kräftig und leuchtend durch die karibische Sonne. Ich bilde außerdem diverse Keramiken sowie Skulpturen und Plastiken aus verschiedenen Materialien, so habe ich z.B. eine schaufenstergroße Installation aus Kunststoff geschaffen.
Was sind deine Motive und wie findest du sie?
Meine Kunst ist nicht so kompliziert. Zum einen habe ich viele südfranzösische Landschaften gemalt. Das hatte einfach den Grund, dass mein damaliges Atelier sehr klein war und keine Fenster hatte. Ich habe dann für mich ganz viele Fenster geöffnet und diese wunderschönen Bilder zu mir auf die Leinwand geholt. Mit dieser Serie hatte ich großen Erfolg. Oder wie schon gesagt, meine buddhistischen Gemälde, habe ich für mich zu Hause geschaffen, um mir Buddha immer gegenwärtig zu machen. Außerdem male ich großformatige Bilder von Blumen. Sie haben für mich eine sehr große spirituelle Bedeutung. Man findet sie sehr oft gerade im Buddhismus. So heißt z.B. auf tibetisch das Wort für Buddha übersetzt u.a. „blühende Pflanze“.
Möchtest du etwas bestimmtes mit deinen Werken ausdrücken?
Ich glaube eher unbewusst möchte ich mit dem Betrachter die Freude, die ich beim Malen empfinde, teilen. Meine Botschaft sehe ich eher in meinem Leben selbst, um den Menschen eine achtsameres Leben vorzuleben. Zum Beispiel bin ich seit vielen Jahren Vegetarierin, was sehr ungewöhnlich ist, in meiner Heimat.
Was dürfen wir von deiner Ausstellung in der Galerie-Graf-Adolf erwarten?
Zu sehen sind großformatige Bilder, aber auch Plastiken und Skulpturen. Da ich seit einigen Jahren eine Verbindung zwischen dem Schachspielen und dem Buddhismus finden konnte, sind dies meine aktuellen Themen. Um ein guter Schachspieler zu sein, muss man lernen seinen Geist in den Griff zu bekommen. Aus diesem Grund wählte ich einen Satz aus „Die Letzte Lehre des Buddha“, als Überbegriff für die Ausstellung: „Das wesentliche aller Lehren ist, dass man lernt seinen Geist zu beherrschen.“
Was sind deine Wünsche für die Zukunft?
Ich sehe das Leben als eine Vorbereitung auf den Tod. Daher wünsche ich mir, dass ich keine Wünsche mehr habe. Ich meine damit, dass meine Zufriedenheit nicht mehr von weltlichen Zielen abhängig ist und ich in Ruhe sterben kann.
Wir danken für das Interview.
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