Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste: SUBSTANZEN & EICHMANN

Substanzen 4 Fotos web raum13 deutzer zentralwerk der schoenen kuenste koelnWeitere Aufführungen von SUBSTANZEN und EICHMANN!

SUBSTANZEN:

Von: raum13 // Mit: Florian Lenz, Kathrin Wankelmuth // Inszenierung, Bühne, Kostüme, Musik: raum13 Kolacek & Leßle // Ton: Michael Zöllner

Termine: 20. September, 7./27. Oktober, 10. November, je 20 Uhr

Halluzinogene Pflanzen sind zweifellos die ältesten Drogen der Welt. Schon die ältesten Naturvölker haben mit giftigen Pflanzen experimentiert und durch deren Einnahme versucht Kontakt zu den Göttern aufzunehmen.

Seit Mitte des letzten Jahrhunderts überschwemmen Drogen die westliche Welt. Mit der Erfindung von LSD tauchte eine revolutionäre neue Substanz auf. Sie beeinflusste ganze Generationen und schuf in den 60er Jahren eine komplett neue Kultur die sich auf eine intensive Suche nach sich selbst begab.
 
Was aber, wenn der Freitod von Kurt Cobain im Jahr 1994- tatsächlich das Ende der „romantischen Drogensucht“ markiert und wir es seitdem im Grunde nur noch mit einer radikal demokratisierten Bedürfnisbefriedigung zu tun hätten, der Befriedigung eines „Rauschbedürfnisses“? Was, wenn die glamourösesten und dekadentesten Drogen inzwischen so normal und banal wären wie der tägliche Alkohol? Was, wenn der Rausch Alltag ist, wenn man sich wegschießt um zu funktionieren? Wie wirklich ist unsere Gesellschaft, wenn keiner mehr weiß, ob das Gegenüber psychoaktive Substanzen in sich hat, die er je nach Aufgabe oder Situation auswählen kann? Was ist, wenn vom Ich nur noch der Wirkstoff übrig bleibt?
 
Wir werfen in unserer Arbeit einerseits den Blick durch die Droge ins Innere des Rausches und andererseits ermöglichen wir einen Außenblick auf die unterschiedlichen Zustände der „Berauschten“. Was ist echt, was ist gespielt, stimmt die Wahrnehmung mit der Realität überein?
Mit einer Tänzerin und einem Schauspieler erarbeiteten wir in einem mehrwöchigen Probenprozess ein interdisziplinäres Stück, welches sich aller Mittel der verschiedenen Sparten bedient, und deren traditionelle Grenzen missachtet.

Die akt Theaterzeitung schreibt:
"RAUM13 ZU STUDI054
.....„Substanzen", Uraufführung von raum13 im Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste, ist eine stilvolle Untersuchung des Rauschs, die die verheerende Wirkung medial und künstlich erschaffener Ikonen und Ideale auslotet.....nicht nur die kluge Verwendung der entfremdenden Medien macht deutlich, worum es bei „Substanzen" geht: Nicht allein um halluzinogene Drogen, sondern vor allem um Künstlichkeit. Da wird der Rotkäppchen-Sekt zu Champagner, Marlboros zu dekadenten Sobranie-Zigaretten und Menschen zu „Dekopuppen". Dass hier mehr Schein als Sein Bestand hat, wird den Ausgenüchterten schmerzlich bewusst, als sie auf dem Boden krabbelnd nach sich selbst suchen und panisch feststellen: „Ich bin ja gar nicht!" Nach der Pause zeigen die Schauspieler zu Joy Division, Violent Femmes und The Velvet Underground ihre professionelle Tänzervergangenheit. Extatisch wild, fast in Trance werfen sie mit ihren Gliedmaßen um sich, verbiegen und wälzen sich auf dem Boden, geben sich mit Märchen-Zitaten dem Realitätsverlust hin - die Schwelle zur unglücklichen Vereinsamung ist nicht weit. Immer wieder begleitet das Schwanenlied die derangierte Ballerina, die im wahrsten Sinne Kopf steht und immer wieder ineinander fällt. Zwischen Liebeswillen und rauschhafter Leidenschaft sind die beiden Darsteller Kunstfiguren, Hüllen ohne Inhalt. Die Inszenierung von Anja Kolacek und Marc Leßle beackert hier zwar ein oft bemühtes Themenfeld, wird aber nicht zu plakativ.. Ohne viele Worte, bildhaft und bewegt verkörpern die charismatischen Darsteller junge Menschen, die dem Leistungsdruck erliegen und sich in Fantasiewelten flüchten. Wenn Lenz dann einlädt: „Komm mit nach Alice. Ich bringe uns ins Wunderland", möchte man selber mit."
ROMY WEIMANN

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