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Erfolgreiches Austauschprojekt von Delhi an den Rhein am Genoveva-Gymnasium

Genoveva BildÜber ein ganzes Jahr hinweg beschäftigten sich die Schüler des Genoveva - Gymnasiums mit der Projektarbeit zum Thema „Woher wir kommen, wohin wir gehen“ Migration in Delhi und Köln.
Jeweils 14 indische und deutsche Schülerinnen und Schüler zwischen 14-19 Jahren waren an diesem Projekt beteiligt. Gegenseitiger Schüleraustausch war ein weiterer Bestandteil des Projektes. Im Dezember 2012 reiste  für zwei Wochen die Kölner Geno-Schülergruppe nach Delhi. Ein wahrer Reichtum war das für die Austauschschüler, dort Kultur, Land und Leute näher kennenzulernen. Bei der Abschlussveranstaltung des Projektes in Köln erfuhren wir viele Details zu den faszinierenden Eindrücken der Geno-Schüler. Die indischen Schüler hatten bei ihrem Gegenbesuch in Köln nun die Gelegenheit das Leben hier zu Lande kennenzulernen, während sie am Genoveva Gymnasium den Unterricht in englischer Sprache besuchten und an der Projektarbeit und dem Schulalltag teilnahmen.
Als Rahmenprogramm wurde den Schülern der Projektgruppe eine Rheinfahrt mit Burgbesichtigung, ein Ausflug zum Max-Ernst-Museum, zu den Schlössern nach Brühl und eine Führung über den  Melatenfriedhof im Kölner Westen geboten.

Die Abschlussveranstaltung des Projektes fand in der Schulaula statt. Tänzerinnen und Tänzer füllten in bunten, wunderbaren Gewändern aus Seide die Bühne. Es waren alles Schüler aus der Baharati Public School in New Delhi, die ihre beeindruckte Tanzkultur mit indischen Klängen vorführten. Im Anschluss zur Vorführung eröffnete Herr Phillip Schmolke, Organisator des Projektes, eine Fragerunde im Rahmen der Migrationsthematik.

Das Indien-Austauschprojekt wurde von der Robert Bosch Stiftung und dem Goethe Institut in N.Delhi mit insgesamt 20.000 Euro an das Genoveva-Gymnasium gestiftet. Herr Schmolke bezeichnete das Projekt als einen Reichtum für die Schüler und die Schule. Er dankte der Robert Bosch Stiftung und dem Goethe Insitut N.Delhi und brachte zur Sprache, dass die Geno-Schüler und auch gleichermaßen die Schüler der  Bal Bharati Public School aus diesem Austauschprojekt viel gelernt haben.

Phillip Schmolke: „Die  Schüler haben zusammen mit ihren indischen Mitschülern, über ein Jahr zum Thema Migration gearbeitet. Die Fragen, “Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?“ wurden Schritt für Schritt erarbeitet. Dadurch haben die Schüler viel über ihre eigene Geschichte, über ihre Familien nachgedacht, gleichzeitig über ihre Ängste und ihre Träume. Zudem haben sie die Chance gehabt diese Inhalte in ihre Projektarbeit einfließen zu lassen. Die Robert Bosch Stiftung hat uns eingeladen, beim Projekt teilzunehmen aufgrund des Deutschen Schulpreises den wir 2011 als Schule gewonnen haben. So haben wir uns beworben für dieses Austauschprojekt und wurden genommen. Wir sind stolz darauf, weil wir nächstes Jahr auch zu einem weiteren Projekt unterstützt werden, mit dem Titel: "Jungen und Mädchen in Deutschland und Indien.“ Die Chance bekommt man normalerweise immer nur alle zwei Jahre, doch wir dürfen schon nach einem Jahr weitermachen. Migration heißt sich in neuen Welten zu versetzen. An dieser Schule gibt es ein Potpourri von Schülern aus allen Erdteilen. Die Gründe der Migration sind völlig verschieden. Die Gefühle reichen von der Angst bis zur Hoffnung. Die Kultur bringt die Menschen zusammen, aber sie trennt sie auch. Viele Erfahrungen der Geno-Schüler waren anders als sie es bisher gewohnt sind. Jetzt, wo sie selber Gastgeber sind, sehen sie, dass gerade das „Trennende“, interessant sein kann und etwas „Verbindendes“ daraus entstehen kann. Es ist sicherlich ein emotionaler Reichtum der entstanden ist. Das Kennenlernen, wie andere Menschen leben, wie man Gastfreundschaft annimmt und zurückgibt, aber auch Grenzen setzt.“

Bernd Knorreck, der Schulleiter teilte seine Freude über den deutschen Schulpreis und ebenso dem Projekt mit, welches genau in das Schulprogram passt: „Die Schülerpräsentation zum Indienprojekt zu erleben hat mir große Freude bereitet. Ganz Besonders, da man neue Dinge erfährt, die man vorher noch nicht in Erfahrung gebracht hat. Die tolle Tanzaufführung,  die eindrucksvollen Gewänder zu betrachten und in Gesprächen von den Indischen Schülern zu erfahren, dass das „ andere, deutsche Essen“ trotzdem schmeckt. Eine Integration auf beiden Seiten wird hier deutlich. Auch mit Feststellungen umzugehen, dass die Deutschen oft launisch sind und die Inder immer fröhlich. Die Schülerinnen und Schüler erfahren diese Dinge nicht aus Büchern, sondern in der Kommunikation. Beim Miteinander hört man auf sein Gegenüber nur zu kritisieren, sondern nimmt andere Verhältnisse wahr. Man bekommt die Gelegenheit darüber nachzudenken und nimmt viel von der anderen Kultur auf. Das macht das Projekt so Besonders.“

Damla, Tuba, Vicki, Mukades und Sera, alle fünf Mädchen sind im November 2011 mit dem Austauschprojekt nach Indien gereist und haben dort in indischen Gastgeberfamilien ihre Erfahrungen machen dürfen. Es sei ein Kulturschock gewesen verraten die Mädchen in einem Gespräch. Neuartig sei die Entdeckung der Kultur in Deutschland gewesen, denn sie dachten bis zu dem Zeitpunkt noch, in Deutschland existiert keine eigene Kultur. Zum ersten Mal hatten die fünf Mädels die Chance herauszufinden, dass sie trotz ihrem Migrationshintergrund viele Dinge aus Deutschland übernommen hatten. Vorort in Indien wurde ihnen erst bewusst, dass sie viele deutsche Sitten verwendeten und sich mit diesen identifizierten. Die Feststellung zu machen, dass in Deutschland Tradition, Spiritualität und Rituale anders ausgelebt werden öffnete ihr Bewusstsein auf eine neue Art und Weise. Vieles wurde in Indien anders ausgelebt. Ob es die Sterbekultur war, die nichts mit den Friedhöfen zu tun hat oder die Menschen dort ganz andere Sitten im alltäglichen pflegten als in Deutschland. Dies alles wurde während des Indienprojektes von den Mädchen in Erfahrung gebracht. Durch das Projekt haben Damla, Tuba, Vicki, Mukades und Sera realisiert wie gleich und auch wie verschieden die Kulturen sind. Das ist ihren Augen der größte Gewinn des Projektes.

Silvia Focke, ist die Elternsprecherin und hat selbst als Mutter ein Gast Kind aufgenommen. Glücklich ist sie darüber, wie das gesamte Projekt verlaufen ist. Im Vorfeld gab es natürlich gewisse Skepsis und Gedanken, im Hinblick auf die Zeit, wie es sein wird mit den Austauschschülern. Doch alles fügte sich. Viele neue Dinge hat Silvia Focke mit ihrer Tochter während des Projektes als Reichtum erlebt. Begonnen mit der Esskultur, über die Kleiderkultur und die Möglichkeit nochmal nach Indien zu reisen, um dort zukünftig Freunde zu besuchen, dass empfindet sie als sehr beglückend.

Ein Land, das so weit weg in der Ferne liegt, Fremd ist und so unerreichbar scheint wurde durch ein Austauschprojekt plötzlich erschlossen.
Und das ist noch nicht alles.
Beide Kulturen profitieren voneinander und es entstehen Freundschaften.
Je mehr man voneinander kennt, desto mehr nähert man sich dem anderen und erschließt auf diesem Wege neue Horizonte.
Integration pur.

Redaktion:  Helena Katsiavara, Selda Güven-Strohhäcker